Rüber gings nach Indonesien, dem größten islamischen Staat der Erde mit einer großen geografischen, kulturellen und religiösen Vielfalt. Etwa 17.000 Inseln, etwa 400 Vulkane, von denen ca. 30 regelmäßig aktiv sind und mehrere Erdbeben pro Tag die man entweder gar nicht merkt, weil sie so schwach sind oder welche verheerende Ausmaße annehmen können, wie jenes, welches 2004 einen Tsunami auslöste (siehe weiter unten).
Von den 17.000 Inseln haben wir uns auf 2 konzentriert. Sumatra, die größte und Pulau Tambarat, eine sehr kleine, aber nicht die kleinste 😉

Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Indonesia_on_the_globe_(Southeast_Asia_centered).svg)

Warum Sumatra?

Einfach… oder auch nicht. Unser Ziel war es, wilde Orang-Utans zu sehen. Diese gibt es entweder auf Borneo oder Sumatra. Bei unseren Recherchen hat sich ergeben, dass Borneo sehr touristisch ist. Wir haben uns eine ursprüngliche Erfahrung gewünscht und uns deshalb für Sumatra entschieden. Hier gibt es 2 Stellen: Ketambe und Bukit Lawang. Bukit Lawang ist auch wieder sehr touristisch und die Orang-Utans sind semi-wild. Sie laufen über den Boden, was sie in freier Wildbahn so gut wie nie tun. Das liegt daran, dass es zum Schutz der Orang-Utans wichtige Programme gibt, um Babies aufzuziehen, wenn sie z.B. ihre Mutter verloren haben. Orang-Utan-Mütter ziehen ihre Kinder ca. 7 Jahre lang auf und bringen ihnen in dieser Zeit alles Nötige zum Überleben im Dschungel bei. Ohne diese Fähigkeiten können Orang-Utans in der freien Wildbahn nicht überleben. Diese wichtige Aufgabe übernehmen in den Conservation Centren (Tierschutzzentren) Menschen, welche leider nicht so gut klettern können 😊

Somit fiel unsere Wahl auf Ketambe. Ein kleines Dörfchen in der nördlichen Mitte der Insel Sumatra in der Provinz Aceh. Also… ab nach Ketambe! Ketambe liegt direkt am UNESCO gelisteten Gunung Leuser National Park, eine der wichtigsten und biologisch diversesten Schutzzonen der Erde, hier leben manche der am stärksten vom Aussterben bedrohten Arten der Welt. Unser Guide im Gunung Leuser National Park, der Dschungel Touren anbietet hat eine spezielle Ausbildung absolviert und verfügt über mehrjährige Erfahrung.

Start Ketambe – Dschungeltour

In Ketambe angekommen ging es nach einem Tag Akklimatisation in den Dschungel. 3 Nächte, 4 Tage. Keine Ahnung was uns erwartet, ging es mit unserem Dschungelführer Sa’id in den Dschungel. Hoch… Runter… durch Bäche und Flüsse… Über umgefallene Bäume… Vorbei an steilen Abhängen wo wir uns an Lianen festhalten mussten und mit dem ein oder anderen Ausrutscher, weil die Augen doch bei einem der vielen hundert Schmetterlinge, Vögel, Pflanzen, etc. waren, statt auf den Weg zu achten 😊 Wir hatten so große Augen wie Kinder im Süßwarenladen. Eine solche Artenvielfalt! Zwischen den Grundgeräuschen der Vögel und Grillen haben wir sie dann rufen gehört… die Orang-Utans. Sa’id hat sie schnell gefunden und wir standen mit offenen Mündern und großen Augen da. Insgesamt haben wir 13 Orang-Utans gesehen. Von Müttern mit kleinen Babies über einzelne Tiere bis hin zu gestandenen Alpha-Männchen. Laut Sa’id hatten wir sehr viel Glück, da Orang-Utans Einzelgänger sind und auf die Größe des Dschungels verteilt leben. Es war wirklich atemberaubend, diese Tiere in der freien Wildbahn erleben zu dürfen. Organ Utans sind eine der vier Menschenaffen (hominidae Familie). Weitere sind Schimpansen, Gorillas und der Mensch. Die Übersetzung für orang hutan aus Bahasa Indonesia bedeutet Wald Person.

Die aufmerksamen Leser:innen denken sich jetzt sicher… „4 Tage…. 3 Nächte“? Heißt das…. Ja, das heißt es! Wir haben im Dschungel geschlafen und das war sooooo aufregen! Zu wissen, dass im Gunung Leuser Park auch Tiger, Elefanten, Nashörner, Orang-Utans, Spinnen, Schlangen, Frösche und teilweise auch giftiges Getier unterwegs ist, hat uns schon eine Zeit lang wach gehalten, aber die 10 – 15 km pro Tag über Stock und Stein und die ganzen Eindrücke, haben dafür gesorgt, dass in unserem Zelt am Campingplatz auf dem doch recht harten Boden unsere Augen irgendwann zugefallen sind. 😊 Die Zelte bestehen aus Folie, welche solange es geht, wiederverwertet wird. Gleichwohl ist Plastikverschmutzung ein großes Thema hier in Indonesien (dazu später mehr).

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2 Videos

An unserem letzten Tag in Ketambe sind wir mit Sa`id nochmal zu „Touristen Informationszentrum des Gunung Leuser Nationalparks“ in Ketambe gegangen. Dieser Ort hat seine besten Zeiten bereits hinter sich und ist durch COVID 19 aktuell eher ein „Lost Place“ ist. Dort hatten wir auch noch mal das Glück Orang-Utans zu sehen und wurden auch zwischen Sa`id und dem Chef der Ranger über das Plastikproblem dort vor Ort eingebunden. Leider liegt vielerorts (nicht im Dschungel!) viel Plastik herum, es fehlt an Mülleimern, einer Recycling/Entsorgungs-Infrastruktur und dem Bewusstsein bei einigen Person über die Auswirkungen von Plastikverschmutzung für die Umwelt. Sa´id selber setzt stark dafür ein, dass die Problematik angegangen wird.

Empfehlung Sa’id

Wie bereits geschrieben, können wir Sa’id jedem ans Herz legen, der eine Dschungeltour durch den Gunung Leuser Nationalpark machen möchte. Dabei bietet er alles an von Tagestouren (ohne Übernachtung) bis hin zu 20 Tages Touren nach individueller Absprache, über die Gebiete der Tiger und Nashörner oder bis hin nach Bukit Lawang oder Banda Aceh. Im Dschungel selbst gibt es unterschiedliche Schwierigkeitsstufen bei den Wegen, welche mit ihm vorher definiert werden können. Von einfach über mittel bis schwer kann er alles Bedienen. Lediglich barrierefrei ist der Dschungel nicht! Falls ihr eine Dschungeltour machen möchtet, könnt ihr über Sa’id alles organisieren. Sowohl Transfer, Unterkunft bis zur Dschungeltour und Transfer woanders hin 😊

Nachttaxi nach Singkil – zum Ableger zu den Banyak Islands

Wie bewegt man sich in Sumatra fort? Bus und Bahn? Fehlanzeige! Es gibt ein paar kleine Minibusse oder umgebaute LKWs, die mehr oder weniger regelmäßig und teilweise übervoll über die Straßen fahren, aber 1. kann man damit nur schlecht planen und 2. müssten wir mindestens 3x umsteigen. Als alternative Variante gibt es dann die „shared Taxis”, was nichts anderes ist als Fahrgemeinschaften die vorher angemeldet werden, oder “private Taxis”, wo man allein drin sitzt und gefahren wird. Unsere Wahl fiel auf das “shared Taxi”. Wir + ein Fahrer + 3 Einheimische, welche in die gleiche Richtung wollten. Der Anfang war bereits spannend. Beim Einsteigen und Einladen unseres Gepäcks konnte der Fahrer kein Englisch und wir kein Indonesisch. Im Guesthouse wurde uns aber zugesichert, dass das Taxi nach Singkil fährt. So fuhren wir also los… Laut Google Maps erst mal korrekt Richtung Singkil, nach 20 Minuten dann aber rechts ab… Richtung Berge… die Straße wurde unbesiedelter, die Häuser kleiner… Ohne Indonesisch und Englisch war die Verständigung also nur mit einem Übersetzer auf unserem Telefon möglich. Der Fahrer sagte, dass wir ein Boxspringett abholen, ein Paket und 4 weitere Personen. Zur Ladungssicherung lassen wir hier einfach mal das folgende Bild stehen 😊

Und erstaunlicherweise hat alles gehalten, bis zum Ende, aber so flink wie der Fahrer das Bett, einen Teppich und das Paket mit Schnüren auf dem Dach befestigt hat, hatte er da auch schon seine Übung drin.
Nachdem wir 5 weitere Stops angefahren hatten, einen kleinen Stromgenerator, Reiskocher, 2 Gasflaschen und 3 weitere Personen eingeladen hatten, ging es wieder auf die Straße Richtung Singkill. Die indonesische Schlagermusik wurde lauter. Die Zigarettenanzahl des Fahrers erhöhte sich auf 4 pro Stunde. Die Mitfahrer:innen waren verschlossen und wenig gesprächig. Wir schauten uns an… 8 Stunden fahrt lagen vor uns… 1 Stunde später… Alle Mitfahrer:innen schlafen, das selbe Lied, anscheinend das Lieblingslied des Fahrers läuft zum 20sten Mal. Mittlerweile hat Artur seinen Geschmack dran gefunden und das Lied sogar schazaamt.


Sabah Fvnky – DJ Suasana Di Hari Raya (BreakLatin Remix)

Weiter ging es also mit lauter Musik und Zigarettenqualm… Stunde 2… Stunde 3, unsere Augen wurden auch schwerer, die Serpentinen wurden enger, die Nacht dunkler und einsamer. Regelmäßig scharfe Bremsungen, weil Schlaglöcher in der Straße waren oder unbeleuchtete Personen/Fahrzeuge unterwegs waren. Wir dösten irgendwie ein… Stunde 6, die erste Person steigt aus. Wir sind 40km vor Singkil angekommen. Noch 1,5 Stunden Fahrtzeit laut Google Maps. Die Musik hat sich in der Zwischenzeit von indonesischem Schlager zu indonesischem Techno-Mix geändert. Ein Träumchen! Die restlichen 2 Stunden Fahrt, wegen Absetzen und Ausladen der anderen Mitfahrer:innen und Gegenstände, schauten wir uns an und fragten uns, ob wir das wirklich erleben oder träumen… 5:08 Uhr… Nach ca. 10 Stunden Fahrtzeit sind wir bei strömendem Regen im Hotel angekommen.

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2 Videos

Nach dieser wunderbaren Nacht ging es weiter zum Hafen von Singkil. Hier sind wir mit dem öffentlichen Boot übergesetzt auf die Banyak Islands.

5 Tage Banyak Islands

Die Banyak Inselgruppe besteht aus 99 überwiegend unbewohnten Inseln mit pulverweißem Sandstrand/ Palmen und türkisblauem Wasser. Unsere kleine Insel hieß Pulau Tambarat, ein kleines Paradies im indischen Ocean mit einer einfachen Unterkunft bestehend aus 4 Standbungalows. Hier haben wie 5 Tage gelesen, spaziert (die Insel lässt sich in 45 Minuten umrunden) und im warmen Wasser geschwommen. Dabei hat uns sehr geholfen, dass es nur an einer Ecke der Insel Internetempfang gibt.

Indonesien liegt auf dem sogenannten Pazifischen Feuerring, eine sehr seismisch aktive Region, in der sich jeden Tag mehrere Erdbeben ereignen. Das liegt daran, dass verschiedene Kontinentalplatten hier aufeinandertreffen. 2004 zu Weihnachten gab es einen verheerenden Tsunami, bei dem ca. 170.000 Menschen ums Leben kamen (insbesondere die Bilder der völlig verwüsteten Küstenstadt Banda Aceh wurden in den deutschen Medien gezeigt). Auch in Singkil sind die Spuren noch sichtbar (siehe Bild unten). Für die Menschen in dieser Region ist der Tsunami ein sensibles Thema. Viele haben großen Respekt und auch Angst vor den Naturgewalten, weil sie bei diesem Unglück liebe Angehörige verloren haben. Auch wir haben uns intensiv mit der Frage beschäftigt, wie wir uns im Falle eines Tsunamis schützen können. Auf einer kleinen Insel wie Pulau Tambarat ohne relevantes Höhenprofil wäre die optimale Lösung auf eine Palme zu klettern und sich daran festzuklammern. Zum Glück ist es nicht zu solchen Maßnahmen gekommen; auch irgendwelche Mac Gyver Aktionen waren nicht erforderlich; das mitgenommen Rettungsset musste nicht verwendet werden. 😊 Ehrlich gesagt hat eine latente Sorge bei Tatjana in dieser Zeit im Paradies regelmäßig mitgeschwungen.

Quelle: Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Pazifischer_Feuerring#/media/Datei:Pacific_Ring_of_Fire-de.svg)

5 Antworten

  1. Ich bin in der Zwischenzeit süchtig geworden: ihre Berichte sind so interessant, man möge mehr haben! Dann los in die nächste Abenteuer. Ich bin bei euch im Geist.

  2. Wow, das klingt alles mega aufregend und ich bin auch echt beeindruckt.

    Und vielen Dank, wir hören grad indonesische Schlager in unserer Küche🤣

    Ich wünsche euch viele weitere unvergessliche Erlebnisse 😘

  3. Danke für die Teilhabe – das Nachttaxi fand ich nach den Ursprüngen mit Orange Utans und Zelten im Dschungel besonders schön 😎

  4. Was für ein Abenteuer! Cool, dass ihr auch solche Eindrücke wie die Geräusche des Dschungels und der Nachtfahrt mit uns teilt 🙂 Gute Reise weiter!

  5. Wow, dass sind tolle Eindrücke von euren ersten Stopps. Es macht wirklich viel Spaß, die Artikel zu lesen und eure Reise mitfühlen zu können. Das mit der langen Fahrt war bestimmt krass😜
    Die kleine Insel sieht wunderbar aus…Liebe Grüße wo auch immer ihr gerade seid 😘💋

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