Auf nach Bolivien

Bolivien wurde benannt nach Simón Bolívar, einem südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer, der Kriege gegen die spanischen Kolonialisten führte und in vielen südamerikanischen Ländern gewonnen hat. Anders, als vermutet kam Simón Bolívar aus Venezuela und nicht aus dem Teil Südamerikas, der das heutige Bolivien ist.

Da bis zuletzt wegen der Höhe unklar war, ob wir Bolivien bereisen können oder nicht, freuen wir uns umso mehr euch mit diesem Beitrag mitteilen zu können: Wir waren in Bolivien😊

Mit dem Nachtbus sind wir über windige Höhen von Cusco nach La Paz gefahren. Es ging vorbei am Titikaka See, der die beiden Länder Peru und Bolivien verbindet. Spannend war der Grenzübergang. 2 Schalter für die Ausreise aus Peru und direkt nebenan 2 Schalter für die Einreise nach Bolivien. Jeder Busreisende musste all sein Gepäck mitnehmen und alles wurde geröntgt. Fast eine Stunde hat das Prozedere gedauert, bis wir wieder im selben Bus saßen und weiterfuhren, an unendlich langen LKW-Schlangen vorbei, die auf die Einfuhr ihrer Waren von Bolivien nach Peru gewartet haben.

La Paz (3200 – 4100m über Meeresspiegel)

La Paz, die Hauptstadt Bol…. Ne, falsch! Wir dachten, La Paz sei die Hauptstadt Boliviens, aber dem ist nicht so! Sucre ist die offizielle Hauptstadt, in La Paz ist der Regierungssitz. Quasi zu vergleichen mit dem damaligen Konstrukt in Deutschland: Bonn als Regierungssitz aber Berlin als Hauptstadt. Hier haben wir zur weiteren Akklimatisation 2 Nächte verbracht. Die Stadt hat uns sehr gut gefallen, wir haben hier unter anderem eine „Gefängnistour“ im berühmten San Pedro Gefängnis gemacht. Nagut, es war keine wirkliche Tour IM Gefängnis, sondern „Crazy Dave“ hat uns VORM Gefängnis seine Lebensgeschichte erzählt und wie er wieder herausgekommen ist.

Unvorstellbar, aber bis vor ein paar Jahren war das Gefängnis für Externe „besuchbar“ und Touristen konnte sich für ein paar US-Doller dort für eine oder mehrere Nächte eine private Zelle mieten und dort schlafen. Warum würde man sowas machen, fragt ihr euch sicher. Tatjana, die sich sehr für Gefängnisse interessiert, hätte einen stundenweisen Besuch erwogen. Aber eine ganze Nacht sicher nicht!

Nun denn, nach einem internen Machtwechsel hat sich die Sicherheitslage für die touristischen Besucher geändert, eine Touristin wurde vergewaltigt. Die Regierung hat daraufhin die Reißleine gezogen und diese Art Besuche/Tourismus verboten. Eine andere Begründung, die uns Crazy Dave mitgeteilt hat, und welche wir für glaubwürdiger halten, ist, dass ein investigativer Journalist sich in einem benachbarten Hotel auf die Lauer gelegt hat. Er sah, wie täglich Duzende von Menschen in das Gefängnis gingen und am nächsten Tag völlig zugedröhnt wieder herausgekommen sind. Er fand auch heraus warum…. Als er die Geschichte veröffentlichte, hat dies für Entrüstung bei der Bevölkerung gesorgt und die Regierung hat deswegen die „Besichtigungen“ verboten. Jetzt habt ihr sicher genauso viele Fragen wie wir sie auch an dieser Stelle hatten?!

Wieso konnte man sich quasi eine Zelle als Hotelzimmer für eine Nacht mieten und warum kommen Besucher zugedröhnt aus einem Gefängnis? Das liegt daran, dass das Gefängnis selbst verwaltet ist. Heißt, es gibt nur im Eingangsbereich Wachpersonal. Innen drin gibt es 8 Sektoren, 3 für reiche Insassen und 5 für die anderen Insassen. Reiche Insassen haben eine private Zelle mit PlayStation 5 und allem, was sie sich wünschen, wohingegen die armen Insassen teilweise mit 8 oder mehr Personen in einer Zelle schlafen. Besonders an diesem Gefängnis ist auch, dass die Insassen ihre Familien mitnehmen können, die mit ihnen darin leben. Deshalb sieht man 2-mal am Tag Frauen und Kinder aus dem Gefängnis kommen und abends wieder hinein gehen. Aktuell leben mehr als 3000 Personen darin, das sprengt alle Kapazitäten und bedeutet totale Überfüllung. Jeder Sektor hat seinen eigenen Sprecher, sprich eine eigene Leitung, welche jedes Jahr neu gewählt wird. Es gibt in dem Gefängnis eine organisierte Kokainproduktion. Das war der eigentlichen Besuchsgrund der Touristen. Denn sie konnten hier für kleines Geld Kokain (Zitat Crazy Dave: „in Spitzenqualität“) konsumieren. Ja, die Regierung weiß, was in dem Gefängnis vor sich geht und ja, die Bevölkerung in La Paz auch. Manche sind im Wege der Korruption in die Geschäfte verwickelt, andere agieren nach dem Motto der drei Affen: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen! Zum Wohle des eigenen Lebens! Auch unser Tourguide der Stadttour meinte, wenn etwas aus dem Gefängnis auf die Straße geworfen wird, soll es keiner von uns anfassen oder gar aufheben. Um das Gefängnis herum sind die entsprechenden „Empfänger“, die sich das Paket schnappen und wegrennen. Wir haben an diesem Tag nichts Verdächtiges beobachtet. In Bolivien gibt es noch 3 weitere Gefängnisse dieser Art und… nein… Ausbruchsversuche gibt es keine, da die Insassen wissen, dass sie dann in ein „richtiges“ Gefängnis kommen und dort nicht mehr diese Freiheiten haben.

Aber zurück zu Crazy Dave. Er ist gebürtiger US-Amerikaner und saß in dem Gefängnis für 14 Jahre wegen versuchten Drogenschmuggels. In dieser Zeit hat er sich vom „Niemand“ über den Posten eines Englischlehrers für die Kinder wohlhabender Gefangener zum Kokainkoch gemausert und hatte am Ende sogar seine eigene private Zelle mit allen möglichen Annehmlichkeiten. Heutzutage lebt er auf der Straße in La Paz und bietet einmal täglich für Interessierte seine Tour auf Spendenbasis an. Wir hatten viele Fragen an Crazy Dave und haben von ihm u.a. den Unterschied verschiedener Drogen und Konsumarten gelernt. So können wir jetzt einige gesichtete Gegenstände (z.B. kleine Glaspfeifen) zuordnen. Ironischerweise war das Gebäude, bevor es ein Gefängnis wurde, ein Kloster. Hier noch ein Buch- und Filmtipp von Crazy Dave (für alle, die mehr über das Gefängnis erfahren möchten):

Buch:

  • Rusty Young – Marching Powder (EN) / Marschpulver (DE)
  • Markus Luttermann – El Choco

Film:     

  • Wildlands

Wie oben schon kurz angerissen haben wir auch eine Stadttour durch die Altstadt in La Paz gemacht; unter anderem über einen riesigen Obst- und Gemüsemarkt. In der folgenden Bildergalerie ein paar Impressionen 😊 Wie ihr auf ein paar Bildern bereits gesehen habt, haben manche traditionell gekleidete Damen Hüte und Röcke an. Die Geschichte dahinter ist sehr spannend:

Hüte: Diese kommen ursprünglich aus England. Ein italienischer Hutmacher hatte die Idee, weil er zu kleine Hüte für die vor Ort lebenden Engländer bestellt hatte, diese hier in Bolivien an die einheimische Frau zu bringen und hat ihnen gesagt, dass es in Europa die neuste Mode ist. Dadurch ist so gekommen, dass viele Bolivianerinnen viel zu kleine Hüte tragen. Und auch die Trage-Art hat eine Bedeutung! Sie sagt aus, ob die Trägerin verheiratet (mittig auf dem Kopf) oder Single (links oder rechts hängend) ist.

Röcke: Diese kommen aus Spanien, bzw. sind abgekupfert von den Röcken der spanischen Kolonialistinnen. Damals wollten die Bolivianerinnen auch so hübsch aussehen, wie die spanischen Kolonialistinnen, konnten sich aber die Stoffe und die Röcke nicht leisten. Deshalb haben sie angefangen, selbst welche zu schneidern, was bis heute so geblieben ist. Es sind oft Petticoats vernäht, die die breite Damenhüfte unterstreichen. Sie steht nämlich für die Fruchtbarkeit der Trägerin.

Weiter ging es zum Hexenmarkt, direkt vor unserer Hoteltür. Hier gibt es alles, was sich ein Brujo oder eine Bruja, das sind die spanischen Wörter für männliche und weibliche Hexen/Magier, wünscht. Von A wie allerlei Räucherkrams über G wie getrocknete Lamaföten, über S wie Schutzamulette bis Z wie Zaubermittel für Potenz, Liebe und Lust, hier wird alles angeboten. Wir haben hier auch nur das gesehen, was in den Regalen stand und hing. Was hinter der Theke verkauft wird, ist uns bis heute verborgen geblieben.

WARNHINWEIS: In der folgenden Bildergalerie sind Bilder mit getrockneten Lamaföten/-babies. Nur angucken, wenn ihr das wirklich sehen wollt, ansonsten diese Bildergalerie überspringen!

Warum werden die Lamaföten/-babies verkauft? Dieser Brauch ist uns auch in Perú schon begegnet, aber nur einmal und wir dachten da, dass es sich um eine lokale (d.h. örtlich beschränkte) Tradition handelt. Wie wir hier aber in La Paz gelernt haben, kommt dies noch aus der Inka-Zeit, wo es Opfergaben für Pachamama, sprich die kosmische Mutter/Mutter Natur gab. Wenn z.B. jemand ein Haus bauen möchte, kauft er zwar rechtlich ein Grundstück, faktisch gehört es jedoch Pachamama, deren Erlaubnis der Käufer dafür noch nicht hat. Um diese Erlaubnis zu erlangen und, um dafür zu bitten, dass beim Hausbau alles gut geht und auch das Haus danach beschützt ist, wird ein Lamafötus/-baby mit Zuckerkacheln, auf denen das Gewünschte gemalt ist wird auf dem Grund für das Fundament verbrannt. Danach wird das Fundament darüber gegossen. Je nach Größe des Gebäudes braucht es 1 – 3 Lamaföten/-babies. Wichtig dabei sei nach Aussage unseres Tourguides, dass die Lamaföten/-babies eines natürlichen Todes gestorben sind. Eine Aussage unseres Tourguides, wir wissen bis heute nicht, ob es ein (sehr makabrer) Witz ist oder nicht und hoffen es sehr stark, war, dass für mehrstöckige Gebäuden auch heute noch Menschenopfer erbrachte werden. Dies in Anlehnung an die Tradition der alten Inka Menschenopfer. Wir haben bisher niemanden lokal kundigen gefunden, der darüber mit uns sprechen will/wollte.

Die Stadt war damals zur Kolonialzeit geografisch zweigeteilt. Unser Hotel lag in dem Teil, in dem die Einheimischen gelebt haben. Daneben gab es den Teil, in dem die Spanier gelebt haben. „Zufälligerweise“ wurde in dem Teil, in dem die indigenen Bolivianer lebten, eine katholische Kirche gebaut. Das Besondere an diesem Gebäude ist, dass es, obwohl es sich um eine katholische Kirche handelt, Elemente des Glaubens der Inkas an der Fassade gibt. So ist Pachamama (die kosmische Mutter/ Mutter Natur) zu sehen, die symbolisch eine Blume zur Welt bringt. Spiritualität ist hier in bolivianischen / peruanischen Anden von zentraler Bedeutung, alles hat einen Geist (Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge, Steine, die Elemente etc.).

Vor diesem Hintergrund wurden in der Kirche damals Spiegel aufgehängt, in denen die Indigenen ihren eigenen Geist sehen konnten. Bis dahin kannten die Menschen dort so etwas nicht. Das Einzige, wo die indigenen Bolivianer ihre Spiegelbilder gesehen hatten, war bis dato im Wasser. Ziel der Integration der indigenen Glaubensmuster und der Spiegelaktion war es Gemeinsamkeiten aufzuzeigen, damit die Menschen zum katholischen Glauben konvertieren. Durch die Spiegelaktion bekamen die Menschen es mit der Angst zu tun. Die spanischen Konquistadoren nutzten diese Angst und sagten den Menschen, dass sie ganz oft in die Kirche kommen und mit ihrem Geist beten müssten, damit sie in den Himmel kommen… Heute ist der weit überwiegende Teil der Bevölkerung (ca. 85 %) christlich. Trotzdem haben die eigenen indigenen Riten und Bräuche bis heute bestand.

Der zentrale Platz der Stadt, heißt anders als sonst in Latein Amerika üblich, NICHT Plaza de Armas heißt, sondern Plaza Murillo. Er ist benannt nach einem Unabhängigkeitskämpfer mit spanischen Wurzeln, zu dessen Ehren auch eine Statue auf dem Platz errichtet wurde, der gleichzeitig der Regierungsplatz ist. Wie wir lernen durften, hat Bolivien politisch bewegte Zeiten hinter sich. In den ca. 200 Jahren seit der Unabhängigkeit (1825) gab es fast 100 verschiedene Präsidenten. Das Land zeichnet sich besonders durch seine kulturelle und ethnische Vielfalt aus, die im Namen Plurinationaler Staat zum Ausdruck kommt. So kennt die bolivianische Verfassung insgesamt 36 verschiedene Ethnien und deren eigene Sprachen an.

Eins ist uns auch noch aufgefallen. Manche nehmen Weihnachten sehr ernst und obwohl die Bolivianer:innen von der Körpergröße eigentlich kleine Menschen sind, sie lieben anscheinend RIESIGE Badewannen! Die beiden Exemplare haben wir beim Vorbeigehen in einem Geschäft für Badezimmer gefunden.

Salar de Uyuni (3653 m über Meeresspiegel)

Das nächste Highlight für uns in Bolivien war die Salar de Uyuni, sie ist mit mehr als 10.000 km² die größte Salzfläche der Welt ist. Zum Vergleich: sie ist halb so groß wie Belgien. Sie entstand vor ungefähr 40.000 Jahren, als ein See austrocknete und die Salzfläche hinter liess. Heute befinden sich hier ungefähr 10 Milliarden Tonnen Salz. An manchen Stellen ist das Salz sogar 6 – 30 Meter dick. Die größten Industrien hier sind Tourismus und Salzabbau. Jährlich werden ungefähr 25 Tausend Tonnen Salz abgebaut. In der jüngeren Vergangenheit wurden unter dem Salz auch große Mengen Lithium- und Kaliumvorkommen identifiziert. Aber es gibt auch hier Leben, wie die Flamingos. Drei verschiedene Arten besuchen die Region jährlich, um hier zu brüten. Eigentlich wollten wir die Lagunen besuchen. Dafür hätten wir allerdings eine Nacht über 4200 Meter übernachten müssen. Die Höhe hat uns vor Ort wieder ziemlich zu schaffen gemacht. Nach den gemachten Erfahrungen und mit dem Respekt davor, haben wir uns dagegen entschieden.

In der Trockenzeit ist die Salar de Uyuni mit Allrad Antrieb Fahrzeugen befahrbar. Wir haben eine fantastische Tagestour gemacht. Insgesamt waren wir 5 Personen sowie unser Tourguide William.

Nach dem Besuch eines surrealen Zugfriedhofs in der Wüste haben mehr über den Abbau und die Nutzung des Rohstoffs Salz aus der Salar de Uyuni gelernt. Das Salz dient als Baumaterial für viele Häuser in der Region, auch werden ganze Möbelstücke daraus gefertigt. Wir haben in unserer Unterkunft in einem Salzbett geschlafen und haben in einem komplett aus Salz gebauten Haus ein sehr leckeres Mittagessen genossen. Zum Essen wird das Salz auch verwendet, allerdings unter vorheriger Beigabe von Jod.

Die besondere Oberflächenbeschaffenheit und sehr glatte Fläche der Salar de Uyuni hat uns eine Fotoshooting der Extraklasse beschert. Hinzu kam das bemerkte Fototalent von William. Aber schaut selbst:

Bereit mehrere Mal hat auch die berühmte Rally Dakar hier stattgefunden. Das konnten wir bei unserer Fahrt durch die Salzwüste gut nachempfinden.

Am Ende dieses wunderschönen Tages durften wir noch einen großartigen Sonnenuntergang genießen. Hier haben wir auch einen Eindruck von den besonderen Spiegeleffekten während der Regenzeit gewonnen. Dann ruft das Wasser durch die Reflektion auf der weißen unendlichen wirkenden Fläche eine einzigartige Spiegelung hervor.

Die bolivianischen Minen

In Bolivien gibt es Minen mit Arbeitsbedingungen aus den letzten Jahrhunderten. Tatsächlich ist in der Stadt Potosí der Besuch dieser Minen auch für Touristen möglich. Hier werden Silber, Zinn und Kupfer abgebaut. Um das Jahr 1550 finanzierte das hier geförderte Silber das gesamte spanische Reich. Potosí war damals eine der reichsten Städte der Welt. Der Boom ist vorbei aber die Minen sind immer noch im Betrieb von Bergwerkkooperativen.

In den vielen Jahren des Betriebes sind hier viele tausende Menschen unter grausamen Arbeitsbedingungen ums Leben gekommen. In unterschiedlichen Quellen wird von 8.000.000 Menschen gesprochen, seit Inbetriebnahme der Mine.

Gerade vor dem Hintergrund von Tatjanas Interesse, sich diese Industrie aus Menschenrechtsgesichtspunkten einmal genauer anzusehen, wollten wir so eine Tour machen. Nach eingängiger Beschäftigung damit, haben wir uns allerdings dagegen entschieden. Es ist ein sehr gefährliches Unterfangen. Die Minen liegen sehr hoch (teilweise über 4300 m.ü.M.) und Arbeitssicherheitsbedingungen gibt es praktisch nicht. Bei dem Einstieg tief in den Berg besteht die Gefahr in die Tiefe zu stürzen, von einem schwerbeladenen Trolly überfahren zu werden, Opfer einer Dynamitexplosion zu werden und sich beim Einatmen von Stoffen wie Asbest und Quarzstaub bleibenden Gesundheitsschäden zuzuziehen. Das Gesundheitsrisiko war uns an dieser Stelle zu hoch.

Unser Tourguide William hat lange in den Potosí Minen gearbeitet, bevor er seine Profession wechselte. Er kommt aus einer Bergbau Familie. Wir konnten uns mit ihm über diese Arbeit austauschen. Sein Vater ist aufgrund einer Staublunge mit 47 Jahren verstorben. Das ist eine übliche Lebenserwartung für Minenarbeiter. Selbst hatte er einen positiven Blick auf die Arbeit in den Minen. Sie sei hart aber biete die Möglichkeit mit Glück gutes Geld zu machen. Einige seiner Bekannten und Familienmitglieder seinen auf diese Weise Millionäre geworden. Die Minenarbeiter sind selbstständig tätig und verkaufen ihre Erträge vor Ort an Firmen, die die Mineralien trennen und weiterveräußern.

Wir verlinken euch hier mal ein Video, so dass ich euch bei Interesse selbst ein Bild machen könnt. Das gibt eine gute Idee darüber, unter welchen Bedingungen die Rohstoffe gewonnen werden. Potosí ist nur ein Beispiel für viele Minen dieser Welt, die auf einem niedrigen Technologie- und Sicherheitsniveau sind. Viele der hier gewonnen wertvollen Rohstoffe finden sich in unseren Elektrogeräten und natürlich auch in unserem Schmuck.

BBC Dokumentation (Englisch): https://www.youtube.com/watch?v=XHZS74Z9qlM
Besuchsvideo Mine von ZEITreise (Deutsch): https://www.youtube.com/watch?v=gfaYyaX-b10
Besuchsvideo Mine von Leon Ziegler (Deutsch): https://www.youtube.com/watch?v=1B3fRmEJlVo

Es gibt natürlich noch mehr Videos und Dokumentationen. Einfach mal in den Mediatheken oder im Internet nachschauen, bei Interesse!

Pulacayo

Wir haben einen kurzen Abstecher zu einer verlassen Minenstadt namens Pulacayo gemacht, die auf 4132 m.ü.M. lag. Einst florierend leben hier heute nur noch rund 800 Menschen. Im 19ten und 20ten Jahrhundert wurde hier u.a. Silber, Pyrit und andere Mineralien abgebaut. Ein paar Arbeiter haben wir vor Ort angetroffen, aber heute ist der Ort als Geisterstadt bekannt. So hat er auch auf uns gewirkt. Begleitet von einem Anden-Gewitter sind wir mit einem totalen Klapperbus die steilen Abhänge entlang, zurück nach Uyuni, gefahren. For your Information: auch vier dort angebrachte Duftbäume haben es nicht rausgehauen.

 

Daran schließt auch unsere Nachtfahrt von der Salar de Uyuni nach Tupiza an. Der Bus war technisch in einem sagen wir mal fahrtüchtigen Zustand, mehr aber auch nicht. Das Getriebe hat sehr laut gequitscht aber der Busfahrer hatte eine Lösung. Er hat völlig unerwartet die Musik im gesamten Bus über 5 Stunden (sehr lange 5 Stunden) auf maximaler Lautstärke abgespielt, um das Geräusch zu übertünchen. Das hat so gut geklappt, dass selbst die Geräusch-unterdrückenden Kopfhörer von Artur es nicht geschafft haben, die Umgebungsgeräusche auszublenden, Ohropax schon gar nicht. Wir brauchten aufgrund der Dunkelheit sehr lange um herauszufinden, dass der Busfahrer die Musik angestellt hat. Anfangs dachten wir, ein anderer Fahrgast hätte eine tragbare Musikbox aktiviert, was wir gar nicht fassen konnten. Irgendwelche Leute, die in deutschen öffentlichen Verkehrsmitteln mit Bluetooth Boxen unterwegs sind, sind dagegen ein Träumchen und wirklich leise – glaubt es uns. Lernt sie zu schätzen 😊 Es grenzte an Folter, wir erinnerten uns an die Nachtfahrt in Indonesien… Hier mal eine kleine Kostprobe (die Lautstärke kommt natürlich nicht rüber. Stellt sie gerne auf 100 % und stellt euch weitere 100 % vor):

Tupiza (2965m – es geht abwärts)

Ein Geheimtipp abseits des touristischen Pfades. Anzahl anderer in drei Tagen gesichteter Touristen: 4. Tupiza hat uns an den einen Ort im wilden Westen aus Filmen erinnert, durch seine außergewöhnliche Steinformation und malerischen Schluchten. Wir sind völlig alleine durch diese atemberaubende Landschaft gewandert, vorbei an Bergen in Regenbogen Farben, riesigen Kakteen, durch Flussbetten und durch rote Steinbögen.

Der Ort war echt sehr schön und total entspannt aber Hin- und wieder Wegkommen ist und bleibt ein Abenteuer.

Auch die Busfahrt zu unserem nächsten Stopp (Tarija) hatte es in sich. Diesmal sind wir am Tage gefahren, wofür wir sehr sehr dankbar sind. Ansonsten hätten wir die Abgründe nicht gesehen! Es gibt hoch auf 4219m über die Anden, auf unbefestigten Straßen ohne Fahrbahnbegrenzung. Maximal einspurig, manchmal mit Gegenverkehr. Tankstellen, Notrufsäulen: Fehlanzeige. Handyempfang: Fehlanzeige. Dafür hatten wir einen Bus, der alle zwei Stunden repariert werden musste. Aber wir sind sicher angekommen!

Tarija (1873m)

Tarija nahe der argentinischen Grenze gilt als die Toskana Boliviens. Dort finden sich die höchst gelegenen Weingüter. Der Wein schmeckt überraschend gut, wir haben uns davon überzeugt 😊. Es war gleichzeitig ein kulinarischer Vorgeschmack auf Argentinien, denn tatsächlich gehörte dieser Teil Boliviens historisch einmal zu Argentinien. Artur hat sich hier ein kleines T-Bone Steak bestellt. Was er nicht beachtet hat, dass bei einem 600 Gramm T-Bone Steak der Knochen nicht 300 Gramm wiegt. So hatte er mehrere Tage etwas zu verdauen. Die Qualität des Fleisches und die Zubereitung waren herausragend, das muss gesagt werden! Auf dieser Reise wird jedoch kein Steak dieser Größe für Artur mehr geben 😉

Santa Cruz de la Sierra (437m – die Anden liegen hinter uns)

Auf dem weiten Weg zu unserem nächsten großen Ziel – dem Pantanal haben wir einen Stopp in Santa Cruz de la Sierra gemacht. Das ist die größte Stadt des Landes mit rund 2 Millionen Einwohnern. Hier haben wir viele Luft geatmet (yes!), den Weihnachtsmann getroffen und die wunderschönen Bolivianit (Ametrin) Edelsteine bestaunt. Diese Edelsteine sind eine besondere Mineralvarietät aus violetten Amethisten und goldgelben Citrin. Dieser Stein kommt nur im Pantanalgebiet vor. Er wird in der Anay Mine nahe Santa Cruz der Sierra gewonnen.

Unsere Verschnaufpause in Santa Cruz de la Sierra war dringend erforderlich. Denn es schloss sich eine 36 stündige Reise über die brasilianische Grenze nach Cuiaba an. Der Start war top, wir hatten Liegesitze im Nachtbus an die Grenze. Habt ihr schon mal in einem Bus horizontal geschlafen? Ein Träumchen, wir sagen es euch!

In unserem nächsten Beitrag begrüßen wir euch also aus Brasilien.

Und wer jetzt fragt. Häh Brasilien? Das stand ja gar nicht auf dem ursprünglichen Plan. Ja, diese halten wir mittlerweile (seit Neuseeland) flexibel und sind offen für alle Vorschläge und Möglichkeiten.

2 Antworten

  1. Hallo liebe Tatjana und lieber Artur,
    es ist herrlich Euch auf Eurer Reise mit diesem tollen lebhaften Berichten und phantastischen Bildern, teilweise akrobatischen Modellaufnahmen, zu begleiten.
    Danke !!!
    Mama und Wilfried

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