Über Tango, Gauchos und das Ende der Welt

Der vergangene Beitrag ist in Puerto Iguazú geendet und dieser Beitrag beginnt genau dort, bei den wunderschönen Wasserfällen… Nachdem wir uns die argentinischen Iguazú Wasserfälle angeschaut haben, gab es noch zwei große Dinge, die wir uns vor Ort unbedingt anschauen wollten.

  1. das Nationalgetränk der Argentinier: Mate Tee
  2. da wir auf unserer Reise durch Südamerika an jeder Ecke Edelsteine vorgefunden haben – in den unterschiedlichsten Formen, Farben und Darbietungen – wollten wir unbedingt wissen, woher diese herkommen, also haben wir uns hier eine Edelstein Mine angeschaut 😊

Mate Tee

Mate oder auch Mate-Tee, oder wie die Argentinier ihn nennen: Yerba-Mate ist ein Teegetränk, was aus kleingeschnittenen getrockneten Blättern des Mate-Strauchs besteht. Das Besondere an diesem Getränk ist, dass es hier in Argentinien, teilweise auch in Chile, Uruguay und Paraguay eine Art Kultgetränk ist. Die Menschen laufen hier mit ihren Thermoskannen und speziellen Bechern mit Strohalm herum und gießen ständig das heiße Wasser nach. An jeder Ecke kann die Thermoskanne wieder mit kochendem Wasser aufgefüllt werden und die zerkleinerten Mateblätter werden entweder in einer Plastikflasche oder in einem Papierbeutel herumgeführt.

Natürlich haben wir das Kultgetränk auch probiert… Zum Prozedere: Die Tasse wird bis oben hin mit den kleingeschnittenen Blättern gefüllt und dann der Strohalm reingesteckt. Dieser hat einen Filter ganz unten, damit beim Trinken die Blätter nicht mitgetrunken werden. Jetzt wird das Wasser eingefüllt und ein wenig ziehen gelassen, danach können 2-3 schlucke getrunken werden. Normalerweise spricht man dann mit den anderen Personen, lacht, isst etwas und gießt dann wieder heißes Wasser drauf. Das wird dann so oft gemacht, bis die Thermoskanne leer ist. Achso… ganze wird als „Heiliges Wasser“ bezeichnet. Wir haben viele Menschen auf unserer Reise beim Konsum des Tees beobachtet. Danach wird die Thermoskanne neu gefüllt und der Inhalt des Bechers ausgetauscht 😊 Wir verstehen es als eine Art kulturelles Ritual bei dem es Weniger um die Aufnahme großer Mengen Flüssigkeiten, sondern vielmehr um den achtsamen Genuss des Mate-Tees. Die Becher gibt es in allen möglichen Ausführungen, mit Lederbezug und/oder ganz unterschiedlichen Verzierungen.

Was wir hier aber nicht gesehen haben ist Club Mate 😉 anscheinend ist das die europäische Mate Version exklusiv für unseren europäischen Geschmack.

Die aktuelle wirtschaftliche Situation in Argentinien

Bevor es hier um die Edelsteinmine geht: Argentinien befindet sich seit Jahren in politischen Unruhen und einer Wirtschaftskrise. Die Inflation ist riesig und lag im Dezember bei ca. 200%. Im November waren es noch 160%. Die Argentinier:innen haben darunter sehr zu leiden. Es gibt breite „Mittelschicht“ mehr, dafür eine umso größere „Unterschicht“ und eine kleine aber sehr reiche „Oberschicht“. Touristen können zu einem Kurs von 1 US-Dollar zu 830 argentinische Peso Geld am Automaten abheben, wobei die Abhebemenge erheblich begrenzt ist (auf max. 40-50 US-Doller). In den offiziellen Wechselstuben haben wir ca. 1 US-Dollar zu 1.000 argentinischen Peso erhalten. Mit Western Union, was die offizielle Empfehlung für Touristen ist, konnten wir 1:1100 bekommen und der inoffizielle Tausch an der Straßenecke ist zu 1:1150-1350 möglich, jedoch nur für ungeknickte, neue und perfekte 100 US-Dollar scheine. So kam es, dass wir 300€ per Western Union abgeholt haben und mit einem Rucksack voller Geld ins Zimmer gelaufen sind. Wir haben uns gefühlt, als hätten wir eine Bank ausgeraubt. Einfach unglaublich! Beim bar bezahlen mussten wir teilweise 100 oder noch mehr Scheine abzählen, da es zumindest in Puerto Iguazú größtenteils die 200er Scheine gibt wohingegen die 1000er und 2000er Scheine sehr selten waren. In Buenos Aires hat sich die Angelegenheit etwas entspannt, aber auch da hatten wir ganze Bündel an Geld dabei. Kartenzahlung war nicht überall möglich und tatsächlich auch nicht immer attraktiv für uns, wenn z.B. vereinzelt noch bis zu 35% Gebühren gefordert wurden.

Edelstein Mine

Nun endlich zu den Edelsteinen. Auf unserer Reise durch Südamerika gab es an vielen Orten Edelsteine. Sowohl unbearbeitet als auch poliert oder als Ring, Kette, Ohrring, … Wir sind sehr fasziniert von Edelsteinen, ihren Wirkungen und der Arbeit mit Ihnen. Deshalb haben wir uns schon gefragt: Woher kommen alle diese Steine? Wir haben ja bereits in unserem Kolumbien und Bolivien Artikel erwähnt, dass manche Steine, wie der Smaragd und die Citrin-Mischung nur an sehr wenigen Stellen auf der Welt abgebaut werden können. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Steine, die fast überall auf der Welt vorkommen. In der Edelsteinmine, die wir uns hier angeschaut haben, wurden sehr viele verschiedene Edelsteine abgebaut und verarbeitet. In der Mine unter italienischer Führung arbeiten insgesamt rund 30 Menschen. Ein Teil im Innen – und Außenbereich ist für Besucher zugänglich. So durften Sie in einer kleinen Führung erkunden 😊

Es war sehr faszinierend die sogenannten Riesengeoden und Matrizen an Steinen im Inneren der Mine zu sehen. Durch Klopfen an den wie Geoden aussehenden Gebilden, erkennen die Minenarbeiter:innen wie groß diese ist und ob es sich um eine Geode handelt oder um harten Stein. Danach wird ein kleines Loch in die Geode gebohrt und mit einer Kamera geschaut, wie die Qualität ist. Im „obersten Stockwerk“ der Mine, welche wir besichtigen konnten, war nur eine minderwertige Qualität an Edelsteinen im Berg. Weiter unter uns wurden die eigentlichen Steine abgebaut, mit Loren nach oben transportiert und dort verarbeitet. Wie wir gelernt haben, können in vielen Minen, in denen etwas (z.B. Kupfer, Silber etc) abgebaut wird, auch Edelsteine abgebaut werden. Es kommt immer auf den Minenbetreiber an, ob dieser diese Steine dann auch ans Tageslicht bringt oder in der Mine lässt. Hier ein paar Eindrücke von unserer kleinen aber feinen Tour 😊

Apropos Edelsteine. Was wir aus unserer Reise auch gelernt haben ist, dass diese Steine in den verschiedenen alten Kulturen als Schmuck, zur Heilung oder als Dekoration eingesetzt wurden. So haben wir an vielen Stellen kleine Beschreibungen gesehen, wozu Edelsteine eingesetzt werden können. Viele Steine haben besondere Heilkräfte. Wer mehr darüber lesen möchte, kann gerne einmal hier vorbei schauen Heilsteine |Edelsteine.net oder Edelsteine in Deutschland finden | The Natural Gem. Denn auch aus Deutschland kommen viele Edelsteine.

Buenos Aires

Silvester in Buenos Aires (BA)… als feststand, dass wir Sylvester in BA verbringen, haben wir uns gegenseitig ungläubig angeschaut. Keiner von uns beiden hat damit gerechnet jemals Silvester in BA zu verbringen. Umso erstaunter waren wir, dass die Straßen wie leergefegt waren. Es gab nur eine kleine Party am anderen Ende der Stadt, von der wir wussten und so haben wir in einer Craftbeer Bar mit neuen Bekannten aus Israel um Mitternacht auf das neue Jahr angestoßen 😊

Es gab keine Böllerei, das war richtig angenehm; ohne Rauch und Angst, von Feuerwerkskörpern getroffen zu werden, ins neue Jahr zu starten. Auch die Hunde auf der Straße hat es sehr gefreut; vielleicht auch mal eine Idee für Deutschland?!

Die Gründe, warum Silvester hier nicht groß gefeiert wird, sind unterschiedlich. Es liegt zum Einen an der Wirtschaftskriese, was sehr verständlich ist. Außerdem verbringen die Argentinier den Silvesterabend traditionell gerne mit ihren Familien, haben wir gelernt. Für uns war es jedenfalls ein sehr entspannter Start ins neue Jahr.

 

Kurzer Stippvisite in Uruguay

Nach Silvester haben wir die Chance genutzt und für einen Tag in Uruguay „reingeschnuppert“. Eine 60 Minuten Bootstour von BA über den Rio de la Plata, quasi die Bucht, in der der Rio Uruguay und der Rio Paraná zusammenkommen, und in den Atlantik fließen und wir sind in Colonia del Sacramento gelandet. Die Altstadt ist ein UNESCO Weltkulturerbe

und ja… wir verstehen es, der Zustand der alten Gebäude und Steinstraßen war einmalig.

Zurück nach Buenos Aires

Woran denken die meisten Personen, wenn Sie an Argentinien denken? Genau… an Argentinisches Rindfleisch (zumindest die Fleischesser unter den Leser:innen)…. UND?… Genau… an Tango Argentino 😉 Rindfleisch haben wir natürlich auch probiert (Tatjana nur ausnahmsweise) und müssen sagen: Das aller qualitativ beste Stück Fleisch haben wir tatsächlich in Bolivien nahe der argentinischen Grenze gegessen. Gut, hier ist fairerweise zu erwähnen, dass dieser Teil Boliviens früher zu Argentinien gehörte. Aber genug über Fleisch geredet. Bis auf ein paar Ausnahmen ernähren wir uns auf der Reise vegetarisch oder sogar vegan, wo dies möglich ist. Kleine Anekdote nebenbei: Wenn wir in Südamerika irgendwo fragen, ob ein Gericht vegetarisch ist, erhalten wir fast immer die Antwort: „Sí, sí, es vegetariano“, was so viel bedeutet wie: Ja, es ist vegetarisch. Da wir mittlerweile gelernt haben, dass man uns nicht zuhört oder nicht verstehen will, ist die nächste Frage: „Sin carne y sin pollo y sin pescado?“, also „ohne Fleisch und ohne Hühnchen und ohne Fisch“? In 80% der Fälle heißt es dann: Da ist Hühnchen drin oder Fisch. Fleisch ist hier nämlich Rind oder Schwein. Hühnchen ist halt Geflügel und damit kein Fleisch und Fisch ist sowieso was ganz anderes. Nur in 20% der Fälle ist das Gericht wirklich vegetarisch. Bei vegan ist in manchen Teilen unserer Reise die Diskussion so lang gewesen, dass wir am Ende trockenen Reis mit gebratenem/gedünstetem Gemüse bekommen haben. Ei gehört hier einfach zum Essen dazu und Fleisch auch.

Jetzt aber… Genug vom Essen: Euch alle interessiert doch Tango bestimmt viel mehr 😉 Den Ursprung fand der Tango um 1880 in den Arbeiterklassen Argentiniens und Uruguay. Er wird von dramatischer und bisweilen auch melancholischer Musik begleitet, die meistens auf einer Violine oder einem Banoneon (einer Art Akkordeon) gespielt wird. Außerhalb Argentiniens gibt es in Berlin übrigens die größte Tangogemeinschaft der Welt. In BA gibt es fast überall Tango Schulen, -Kurse und auch Vorstellungen. Auf der Straße wird Tango getanzt und die Menschen bleiben stehen und schauen fasziniert zu, wie Jung und Alt zur Musik ihre Hüften schwingen. Von dem Fieber gepackt, haben wir uns direkt mal original argentinische Tango Schuhe von Susana Villarroel gekauft. Susana hatte vor der Pandemie und der Wirtschaftskrise in Argentinien drei große Fabriken, in denen Sie mit vielen Mitarbeitern ihre Schuhe für die weltbesten Tangotänzer produziert hat. Nun hat sie nur noch eine kleine Fabrik mit 3 Angestellten und verkauft ihre Schuhe in ihrem Wohnzimmer in BA, wie sie uns mit traurigen Augen berichtete. Calzado Artesanales – Zapatos para Tango (calzadosartesanal.com.ar). Wir haben viele Schuhe anprobiert und waren direkt begeistert. Sie passten wie angegossen und waren ULTRABEQUEM. So etwas hatten wir nur sehr sehr selten an unseren Füßen und es stand direkt fest: die nehmen wir mit! Abends ging es dann in die Tango Vorführung, um schon einmal ein paar Schritte abzugucken und … kleiner Spoiler: zum Geburtstag hat Artur Tatjana einen Gutschein geschenkt für 10 Tangostunden zu zweit. Also… Ab Mitte April geht es für beide zum Unterricht 😊

Für euch haben wir ein paar Eindrücke… Nicht von uns, aber von ein paar anderen Tänzern, die das seeehr gut gemacht haben 😊 Unser Plan ist natürlich da in einer paar Jahren eine ähnliche Performance aufs Parkett zu legen… Ihr dürft gespannt sein. Wir kommen ganz groß raus!

Die Tango Show haben wir im berühmten Café Tortoni angeschaut. Es wurde 1858 eröffnet und ist tatsächlich das älteste Café in Buenos Aires. Die Einrichtung und auch die Aufmachung der Kellner ist sehr klassisch und macht wirklich was her, es gibt Marmortische, viele historische Fotografien, eine kunstvolle Deckgestaltung und lebensgroße Figuren und Büsten lokal berühmter Persönlichkeiten. Nicht ganz unwesentlich in einem Café: Der Kakao und Kuchen haben auch sehr gut geschmeckt 😊 Der separate Tangosaal findet sich im hinteren Teil des Cafés und ist nur mit besonderen Tickets zugänglich – wir hatten sie 😊

Playlist

7 Videos

Kleine Blitzlichter von dem, was wir noch in Buenos Aires gesehen haben.

Wir haben insgesamt knapp eine Woche in BA verbracht, so dass wir viele kleine und größer Einblicke bekommen durften. Gerne möchten wir noch ein paar Highlights mit euch teilen.

Das erste Mal in unserem Leben haben wir eine Tour mit einem Hop-on Hop-off Bus gemacht, das war klasse. Es ging vorbei an den vielen historischen Gebäuden und Plätzen, wie dem Plaza de Mayo, über die berühmte Avenida 9 de Julio, zum Casa Rosada, vorbei an der juristischen Fakultät nach La Boca und zum Recoleta-Friedhof, immer mit der Möglichkeit auszusteigen und etwas zu verweilen.

Die Avenida 9 de Julio sieht man oft in den Nachrichten, wenn über BA berichtet wird. Sie ist eine der breitesten Alleen der Welt und ist nach dem Unabhängigkeitstag Argentiniens am 9. Juli 1816 benannt. Gleiches gilt für den Plaza de Mayo, den zentralen Platz der Stadt, an dem viele wichtige historische Ereignisse in Argentinien stattfanden. Eines der angrenzenden Gebäude ist das Casa Rosoda, der Sitz des Präsidenten. Es hat einen markanten rosa Farbton und einen sehr bekannten Balkon, von dem viele Politiker und auch die Frau des damaligen Präsidenten Juan Domingo Perón, Eva Perón (Evita) zu den Menschen sprachen.

Natürlich sind wir auch über den Recoleta-Friedhof gelaufen. Hier sind sehr viele Mausoleen berühmter Personen, so auch von Evita, deren Leichnam zuvor regelrecht die Welt bereist hat.

Gegen Nachmittag sind wir nach La Boca gefahren. Hier sind wir durch das Freilichtmuseumsviertel Caminito, ein ehemaliges Hafenarbeiterviertel mit bunten Häusern, geschlendert und haben das Fußballstadion La Bombonera des Fußballclubs Boca Juniors gesehen.

Apropos Fußball, wir sind zwar beide keine Fußballfans, haben uns aber gefragt, wieso es in Südamerika so viele brillante Fußballspieler gibt. Das könnte nach unseren Recherchen an Futsal liegen. Häh Futsal? Ja genau, so haben wir auch geguckt, als wir davon gehört haben. Der Name ist eine Kombi aus den spanischen Wörtern Futbol (Fußball) und Sala (Halle). Es ist praktisch Hallenfußball mit fünfer Teams, was auf einem Basketball Feld gespielt werden kann. Futsal wurde in Uruguay erfunden und in Brasilien perfektioniert. Mittlerweile ist es weltweit beliebt, so dass es sogar schon sieben Futsal Weltmeisterschaften gab. Brasilien hat den Pokal 5 Mal gewonnen. Das Feld, Ball und Tore sind kleiner als beim herkömmlichen Fußball. Deshalb können Futsal Felder in ungewöhnliche Orte integriert und es kann zu jeder Zeit gespielt werden, wie auf Ölbohrinseln oder Dächern von Wolkenkratzern.

Treffen mit Denisse Yanil Cufré

Während unserer Zeit in BA hatte Tatjana die tolle Gelegenheit, sich mit einer Anwaltskollegin, Denisse Yanol Cufré, zu treffen, die ebenfalls in Menschenrechtsbereich tätig ist. Die beiden haben einen ganzen Tag zusammen verbracht und gemeinsam das Memorial and Human Rights Centre besucht. Denisse hat Tatjana viel über den Ort und seine Geschichte erzählt, die bis in die Gegenwart Argentiniens reicht.

Hier ein kurzer Auszug für euch: Die Militärdiktatur in Argentinien, auch bekannt als „Prozess der Nationalen Reorganisation“ (Proceso de Reorganización Nacional), war eine Zeit der argentinischen Geschichte, die von 1976 bis 1983 dauerte. In diesen Jahren riss das argentinische Militär durch einen Staatsstreich die Macht an sich, mit dem Ziel, jegliche Form von Subversion oder Opposition gegen das Regime auszumerzen. Diese Zeit war geprägt von schweren Menschenrechtsverletzungen, darunter willkürliche Verhaftungen, Folter, Verschwindenlassen von Personen und Mord.

Es wird geschätzt, dass während dieser Zeit bis zu 30.000 Menschen „verschwanden“, das heißt, sie wurden ohne jegliches rechtliche Verfahren entführt, gefoltert und oftmals getötet. Viele der Opfer waren politische Aktivisten, Studenten, Intellektuelle und vermeintliche Gegner des Regimes, aber auch viele Unbeteiligte fielen dieser staatlichen Terrorpolitik zum Opfer.

Besonders schreckliche Vorgehen des Regimes waren die Praxis der sogenannten „Todesflüge“, bei denen lebendige Menschen aus Flugzeugen ins offene Meer geworfen wurden und das „Entreißen“ der Kinder. Kinder von ihren verschwundenen Eltern wurden systematisch entführt und zur Adoption an regimetreue Familien gegeben, um ihre Identität und Herkunft zu verschleiern.

Die Militärdiktatur endete 1983, als massive Menschenrechtsverletzungen und wirtschaftliches Missmanagement das Regime zunehmend delegitimierten und zu seiner Auflösung führten. Nach der Rückkehr zur Demokratie begannen die Bemühungen, die Verantwortlichen für die Verbrechen zur Rechenschaft zu ziehen und die Erinnerung an die Opfer zu bewahren.

Das Memorial und Human Rights Center war eines der über 750 Haft-, Folter- und Vernichtungszentren. Es ist ein sehr bewegender Ort mit sehr intensiven Energien, der bei Tatjana einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Die Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die hier begangen wurden sind bis heute Gegenstand von Untersuchungen und Strafverfolgungen.

Durch die persönlichen Geschichten, die Tatjana dort hörte, wurde uns die Wichtigkeit von Demokratie und Menschenrechten erneut vor Augen geführt. Dieser Besuch hat Tatjana einmal mehr ermutigt, sich beruflich wie privat aktiv und couragiert für die Achtung der Menschenrechte einzusetzen. Der Ort zeigt, dass wir alle eine Rolle in der Bewahrung der Menschenrechte und der Demokratie spielen und dass unser Engagement für eine gerechtere Welt unabdingbar ist. Denn nur so können wir in Freiheit leben. Dazu möchten wir euch alle auch ermutigen vor allem in Anbracht der Bilder aus Deutschland, die wir hier mitbekommen.

Ein großes Danke an dich Denisse für deine Zeit, den sehr inspirierenden Austausch über Menschenrechtsthemen in Argentinien und die Frage nach wirksamen Maßnahmen und ganz besonders für den gemeinsamen Besuch des Memorialand Human Rights Centers.

Für alle, die sich tiefer damit beschäftigen möchten ist das hier möglich: ESMA Museum and Site of Memory | Argentina.gob.ar

Und hier gibt es sogar einen Audioguide auf Englisch: Historical Tour (ex ESMA) | IZI Travel

Auf Empfehlung von Denisse haben wir unseren letzten Tag in BA in Tigre, im Norden von BA, verbracht. Tigre, liegt am Paraná-Delta. Dort haben wir auf einer Bootstour durch das einzigartige Ökosystem das Delta mit seinem Netz aus Flüssen, Kanälen und kleinen Inseln erkundet.

Von Buenos Aires nach Patagonien

Weiter ging es für uns ganz ganz ganz in den Süden, fast schon da wo die Antarktis den Südamerikanischen Kontinent berührt … Es ging nach Tierra del Fuego… die Erde des Feuers oder kurz Feuerland. Ganz an die Spitze, zum Kap Horn, sind wir nicht gekommen. Die Gewässer von Kap Horn, dem südlichsten Punkt des südamerikanischen Kontinents sind sehr gefährlich. Abgedriftete Eisberge der Antarktis, starke Strömungen und Stürme und große Wellen zeichnen diese Gewässer aus, in denen schon viele Schiffe gesunken sind. Wir sind in Argentinien geblieben, und zwar in Ushuaia. Das war unser Startpunkt in Südpatagonien. Hier haben wir erst einmal unsere Winterklamotten ausgepackt und festgestellt, dass die Sonne um 5 Uhr aufgeht und um 22 Uhr untergeht 😊

Wusstet ihr eigentlich, dass hier das offizielle Ende der Welt ist? Also Ushuaia ist die letzte große Stadt und gleichzeitig endet hier die Bundesstraße 3 und ist damit auch der südlichste Endpunkt der Panamericana. Als Erinnerung: über die Panamericana sind wir Teile unserer Reise mit dem Bus gefahren. Zum Beispiel von Lima nach Nasca… Und jetzt haben wir auch das Ende dieser Straße gesehen, im Nationalpark Tierra del Fuego. Natürlich gibt es weiter unten noch ein paar kleine Fischerdörfer, aber diese zählen nicht mehr so richtig, da diese nur noch über Boote und kompliziert erreichbar sind. Jedenfalls haben es uns die Schilder mit der Aufschrift „Fin del Mundo“ (Ende der Welt) sehr angetan 😊Um ehrlich zu sein, haben wir uns aber auch nicht getraut weiter herunterzufahren, weil wir nicht vom Rand der Erde herunterfallen wollten… 😉 Spaß… jeder weiß, die Erde ist rund 😊Aber: Hier ist auch das Ende der Anden. Die Anden sind hier nicht mehr 6000m und höher, sondern nur noch um die 1000-2000m hoch und laufen immer kleiner werdend in den Pazifik und Atlantik in riesigen Fjorden.

Auf unserer Reise durch Patagonien sind wir ständig zwischen Chile und Argentinien Hin und Her gehüpft. Erschreckend an dieser Stelle: Argentinien macht keine Ausweisstempel, ABER CHILE! Wir haben 3 Ausweisseiten voller Chile Eingangs- und Ausgangsstempel 😊 Es wird also knapp mit zukünftigen Reisen ins Ausland 😉 Nein, Scherz beiseite 😊Es gibt noch ein paar freie Seiten in unseren Ausweisen.

Pampa

Die Landschaft ist einmalig. Habt ihr schon mal etwas von Pampas gehört? Nein, wir meinen nicht das Sprichwort „Das ist ja mitten in der Pampa“, was aber wohl hier seinen Ursprung hat. Wir meinen die echten Pampas, da wo das Sprichwort wohl im Ursprung her kommt 😉Wir konnten uns überzeugen, wie es in der Pampa wirklich ist. Wir sind 4 Stunden mit dem Bus gefahren und hatten Links und Rechts von uns nur Gras, gelegentlich ein paar Büsche und Sträucher und selten einen Baum. Im Herzen Argentiniens und Patagoniens liegen große Regionen von Grasland, das sind die Pampas. Früher sind Kühe und Pferde hier frei auf diesen Grasflächen rumgelaufen. Damals lebten die Reiter, die als Gauchos bekannt sind von der Jagd. Im 19 Jahrhundert wurde das Land einzäunt und seither werden die Kühe in großen Kuhfarmen bewirtschaftet, die Estancias genannt werden. Und diese sind verglichen mit allem, was wir bisher gesehen hatten, RIESIG! Es gibt Schafe, Pferde, Kühe und Lamas/Alpakas/Vikunjas. Teilweise auch gemischt auf den Feldern… Und windig ist es! Ihr macht euch kein Bild! Dadurch dass es dort nur leichte Erhebungen gibt, und keine Wälder, pfeift der Wind so übers Land, dass selbst die einzelnen Bäume schief wachsen. Unseren Bus hat es jedenfalls auch gut von links nach rechts geschüttelt!

Apropos Wind: Auf unserem Weg sind wir auch an einem Forschungsprojekt vorbeigefahren von Porsche, Siemens Energy und weiteren Unternehmen zum Thema synthetischer Kraftstoff, sogenannte eFuels. Leider haben wir nicht im richtigen Moment ein Foto gemacht, aber möchten euch hiervon erzählen. Dieses Forschungsprojekt soll mittels Windenergie „klimaneutralen“ Kraftstoff produzieren, der 1:1 wie herkömmliches Benzin ist, aber produziert wird, indem aus der Luft CO2 herausgezogen wird. Sprich bei der Verbrennung wird einfach das vorher entzogene CO2 wieder freigesetzt und man hat eine +/- 0 Rechnung… So die Theorie… Jedenfalls hat man sich für diesen Standort entschieden, da hier die Windräder 6400h im Jahr laufen können. In Deutschland sind das nur etwa. 2400 Stunden im Jahr! Falls euch das Thema interessiert, hier gibt es mehr Infos dazu:

2 Antworten

  1. Wieder vieles zum Schmunzeln (die Vorstellung, wie ihr mit eurer Geldsack-Beute in euer Versteck schleicht), Staunen (Edelsteine, Ende der Welt) und Nachdenken (warum tun Menschen sich sowas gegenseitig an, wie in der Militärdiktatur Argentiniens)? Danke für diese Vielfalt und Inspiration von JWD 😉

  2. Hallo liebe Tatjana und lieber Artur,
    wieder konnten Wilfried und ich einen neuen Abschnitt Eurer Reise nachlesen in einem detaillierten Bericht bereichert durch sehr viele wunderschöne Bilder. Besonders Eure zuzüglichen Links zu einzelnen Themen sind hervorragend.
    Es ist schön zu lesen und zu sehen, welche Freude Euch diese Reise macht und dass wir auf diese Weise daran teilnehmen können.
    Danke
    In Liebe Mama und Wilfried

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