Chile – Über Menschen, Klamotten und tolle Landschaften

 

Santiago de Chile

Santiago ist die Hauptstadt von Chile und hat mehr als 5 Mio. Einwohner, bzw. mehr als 7 Mio. Einwohner im Ballungsraum. Das Besondere an dieser Stadt, welche sich selbst auf 522m Höhe über dem Meeresspiegel befindet, ist, dass direkt neben der Stadt, in Sichtweite einfach eine Bergkette der Anden ist, die ca. 5000 Meter hohe Berge hat. Leider sieht man die Berge nicht oft, da durch die Kessellage häufig Smog herrscht, der die Sicht verhindert. Wir sind viel durch die Stadt gelaufen und haben und uns natürlich die ein oder andere Sehenswürdigkeit angeschaut. Diese Bilder möchten wir mit euch teilen und natürlich auch die Bilder, die wir vom Cerro San Cristóbal gemacht haben, einem Berg mit auf den wir mit einer Standseilbahn hochgefahren sind… Verrücktes Teil… seht selbst 😊

Was uns beim durch die Stadt laufen aufgefallen ist: Hier sind sehr viele Klamottenstände! Sowohl auf Flohmärkten wie auch so an der Straße oder in ganz normalen Geschäften, überall werden Kleidungsstücke und Schuhe angeboten. Das Besondere ist, dass fast alle Waren neu aussehen und von sehr bekannten „günstigen“ Marken sind. Schon vor unserer Reise nach Chile haben wir Berichte gelesen und Dokumentationen dazu gesehen, dass Chile eine der „Textilmülldeponien“ unserer Welt ist. Kleiner Schwenk zwischendurch… Passend dazu hat Greenpeace in genau der Woche wo wir da waren eine Kampagne gestartet, um auf das Fast Fashion Problem aufmerksam zu machen. In Ghana nämlich, gibt es auch so Problem!

Hast du dich schon einmal gefragt, wohin die ausrangierte Kleidung von Brands wie @hm, @zara, @primark und @nextofficial und Co. am Ende… | Instagram

Das Problem ist in Chile das gleiche. Damit wir in der „westlichen Welt“ oder wie Artur gerne sagt, in der „1. Welt“ 10, 20, 30 oder teilweise je nach Label sogar mehr als 50 Kollektionen jährlich haben, müssen viele Kleidungsstücke produziert werden. Diese werden natürlich nicht alle verkauft. Da das Recyclen aber für die Hersteller teuer ist und große Sonderangebotsaktionen auch die Lager nicht leeren, wird der „Müll“ in andere Länder exportiert. Dort gibt es spezielle Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben aus den Containern die guten Sachen rauszufiltern und im Land in den Umlauf zu bringen und die „schlechteren“ Klamotten irgendwo in die Landschaft zu schmeißen, da es in den Ländern keine gescheiten Gesetze gibt oder die Gesetze, sagen wir mal durch Lobbyarbeit (Korruption) ausgedehnt werden können. Nebenbei macht das Ganze natürlich auch die lokale Textilindustrie kaputt. So haben wir von Personen, die Kleidungsstücke verkaufen mitbekommen, dass es in Chile keine eigene Textilindustrie mehr gibt. Inwieweit das stimmt, können wir an dieser Stelle nicht sagen.

Textilmüllberge

Jetzt springen wir einmal aus Santiago de Chile weg nach Iquique, einer Stadt und Freihandelszone, weit im Norden von Chile, die an die Atacama Wüste grenzt. Hier waren wir auch, um den weltbekannten Textilmüllberg zu suchen und diesen mit eigenen Augen zu sehen. In langer Recherchearbeit hat Artur in der Wüste weiße Flecken gefunden, die aussahen, wie Textilien… Also haben wir uns mit ortskundiger Begleitung auf den Weg zu diesen Stellen gemacht und waren geschockt. Es handelte sich um eine Mülldeponie… Für uns sah es aus wie eine illegale Mülldeponie. Es war nichts umzäunt, es waren keine offiziellen Personen oder Müllwagen zu sehen, was wir dafür gesehen haben, waren Menschen, die auf (!) dieser Deponie gelebt haben. Die sich aus dem Müll ihr 1 Zimmer Haus gebaut haben und im angelieferten Müll nach etwas gesucht haben, was sie zu Geld machen konnten. Außerdem haben wir dort zwar nicht die riesengroßen Kleiderberge gesehen, aber dafür so viele kleine Berge mit Schuhen, mit Kleidungsstücken, … die aussahen wie neu! Vielleicht ein wenig von der Sonne ausgebleicht oder staubig, weil sie in der Wüste liegen, aber mit 1x waschen oder gar nur ausschütteln, würde keiner sagen, dass dies „Müll“ ist. Wir waren sprachlos und traurig, das zu sehen und haben viel darüber nachgedacht, ob und wie wir euch das präsentieren. Wir möchten euch diese Information jedenfalls nicht vorenthalten. Wie ihr ja bereits festgestellt habt, nutzen wir unsere Reise nicht nur dazu, Traumstrände und Traumorte zu sehen, sondern auch dafür „Aus der Bubble“ rauszukommen und Dinge zu sehen und zu erleben, die Touristen normalerweise nicht erleben.

Apropos Müllberg. Wenn ihr nach „Chile Kleidung Müllberg“ recherchiert, findet ihr sowohl eine ARD-Dokumentation (Link weiter unten) wie auch Bilder von dem Müllberg, den wir eigentlich gesucht haben. „Leider“ haben wir diesen nicht gefunden, bzw. mussten unsere Suche abbrechen, weil es zu gefährlich für uns und alle Beteiligten wurde. Wir sind mit einem Privattransport und unserem Hotelbesitzer (namens Domingo), welcher auch sehr interessiert war an dem Müllberg, durch die Stadt gefahren und zu der vorhin beschriebenen Deponie. Da es sich nicht um den weltweit bekannten Textilmüllberg handelte, haben unser Fahrer und Domingo parallel angefangen bei sich im Freundeskreis nachzufragen, wo „der“ Berg ist und Tipps erhalten. Der Weg führte uns… in Südafrika würde man sagen in ein Township, in Südamerika in eine Favela oder besser gesagt in ein Armenviertel. Hier haben wir gesehen, wie Jugendliche bzw. junge Erwachsene, die einen kleinen Stand mit Gebrauchtelektronik hatten, einen Stapel alter Desktop-Computer angezündet haben, um das Plastik zu verbrennen und an die Metalle und das Gold/Silber zu kommen. Da es uns an diesem Ort zu gefährlich wurde haben wir die Suche abgebrochen. Auf der Rückfahrt hat uns Domingo dann davon erzählt, dass vergangene Woche eine Reporterin mit Kamerateam auf eigene Faust auch versucht hat, den Haufen zu finden und große Probleme bekommen hat. Mehr konnte oder wollte er uns dazu auch nicht sagen.

Weltbilder: Fast Fashion – Kleidermüll in Chiles Atacama Wüste | ARD Mediathek

Wer von euch auch findet, dass solche Müllexporte gar nicht gehen, kann sich gerne bei der Greenpeace Petition eintragen und so hoffentlich dafür sorgen, dass sich dieses System ändert!

Petition: Schluss mit Müllbergen und Verschwendung! (greenpeace.de)

Zurück nach Santiago

Entschuldigt den nicht so schönen Teil, jetzt kommen wir wieder zurück nach Santiago und etwas Positivem! Einer Person, die sich für das Gute auf der Welt einsetzt, für Menschenrechte und Umweltschutz. Tatjana hat in Santiago de Chile Macarena Martinic getroffen. Macarena arbeitet für die chilenische gemeinnützige Organisation FIMA mit Sitz in Santiago. Die zentralen Ziele von FIMA ist die Förderung von Umweltgerechtigkeit und der Schutz der Menschenrechte. So führt die Organisation beispielsweise strategische Rechtsstreitigkeiten im Sinne des Gemeinwohls und schult Gemeinschaften und soziale Organisationen. Diese sind damit in der Lage sind, ihre Interessen und Rechte zu organisieren und zu verteidigen. Neben regelmäßigen Veröffentlichungen mit denen FIMA zur Verbesserung und Entwicklung des Umweltrechts in Chile beiträgt, beteiligt sich die Organisation in aktuellen Diskussionsrunden und bei Gesetzesentwürfen. Bei einem gemeinsamen Mittagessen haben sich Macarena und Tatjana speziell über die besondere Bedeutung von Multi-Stakeholder Dialogen und über konkrete Schulungen Betroffener über ihre Rechte ausgetauscht. Derartige Schulungen haben über den konkreten Inhalt hinaus den tollen Nebeneffekt, dass die Menschen insgesamt selbstbewusster und selbstbestimmter im Umgang mit ihren Rechten agieren, wie Macarena durch ihre wichtige Arbeit erleben durfte.

Fima – Mit dem Recht auf die Umwelt

Menschenrechtsverletzungen sind heute wie in der Vergangenheit ein Thema in Chile. Nach dem Gespräch mit Macarena über die Gegenwart wollte Tatjana gerne noch mehr über die Vergangenheit erfahren. Deshalb haben wir uns aufgemacht zum Museo de la Memoria y los Derechos Humanos, (Museum der Erinnerung und Menschenrechte), was die Menschenrechtsverletzungen während der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet veranschaulicht.

Augusto Pinochet war in der Zeit zwischen 1973 – 1990 nach einem Militärputsch Diktator Chiles. Während seiner Diktatur gab es eine enorme Anzahl von Menschenrechtsverletzungen, neben unzähligen Morden, erfolgten zahlreiche Inhaftierungen mit tausenden Fällen von Folter; unter Gewalteinsatz verschwanden sehr viele Chilenen. Viele Menschen mit (vermeintlichen) Verbindungen zum vorherigen kommunistischen Regime wurden politisch verfolgt. Einigen wurde in der damaligen DDR, Asyl gewährt. Diese historische Verbindung ist auch der Grund, warum Erich und Margot Honecker nach dem Fall der Mauer nach Chile auswanderten.

Die Atacama Wüste

Nach Santiago ging es weiter mit dem Bus in die Atacama Wüste. Wir waren beide sehr aufgeregt und gespannt, was wie hier zu sehen bekommen. Die Atacama ist die trockenste Wüste der Welt, außerhalb der Polargebiete. So gibt es hier Orte, in denen jahrzehntelang kein Regen registriert wurde. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagshöhe liegt bei nur 0,5mm. Zum Vergleich in Deutschland war der die durchschnittliche jährliche Niederschlagshöhe 2023 bei 958 mm und 2022 bei 660 mm.

Die Landschaft ist einmalig. Von Sandwüste zu Steinwüste zu rieeeesigen Plateaus und zwischendrin schlängelt sich die Straße die Serpentinen bis auf über 4000m die Anden hoch und wieder runter.

Auch hier… wie sollen wir sagen … neben der wunderschönen Landschaft… Ach… wir erzählen erst mal das Schöne …

Unser Ziel war

San Pedro de Atacama

San Pedro ist eine kleine Stadt. Es gibt quasi eine lange Einkaufsstraße, auf der sich die ganzen Touristen tummeln und auf welcher Geschäfte, Tourbüros und Restaurants sind. Etwas außerhalb dieses Teils sind dann die Einheimischen unter sich. Hier verirren sich keine Touristen hin, oder wenn, dann sehr sehr wenige. Und? Was meint ihr? Waren wir da? Natürlich … nicht 😉 Hier müssen wir euch leider enttäuschen, normalerweise versuchen wir uns wo möglich von den „klassischen“ Touristen abzutrennen und unter die Einheimischen zu mischen, aber in dieser Stadt war unser Aufenthalt nur sehr kurz und bei 30°C, die uns in der Sonne teilweise wie 40°C vorkamen, waren ohne Schatten keine wirklich langen Spaziergänge möglich, um auch das Wahre San Pedro zu erkunden. Nichtsdestotrotz haben wir drei Touren gemacht:

Tour 1 – Laguna Cejar, Schwimmen im Salzsee und kleine Salzpfanne

Die Laguna Cejar ist eine Salzpfanne in der Wüste Atacama, ganz in der Nähe der Stadt San Pedro de Atacama. Besonders ist hier vor allem, dass es auch tiefe Seen gibt, in denen der Salzgehalt so hoch ist, dass man darin treiben kann, wie im Toten Meer. Das haben wir natürlich ausprobiert, wie die folgenden Impressionen des Nationalparks zeigen. 😊 Aber es gibt auch große Löcher, welche mit Grundwasser gefüllt sind und nur einen Salzgehalt haben, der den Ozeanen entspricht.

 

Tour 2 – Geysire, Flamingos und ein aktiver Vulkan in unserer Nähe

Ganz früh morgens ging es auf diese wunderbare Tour. Gaaanz früh! Um 4 Uhr wurde Artur am Hotel abgeholt. Tatjana war an diesem Morgen sehr schlapp und ist im Hotel geblieben und hat ausgeschlafen, da die Tour am vergangenen Tag um 21 Uhr geendet ist und die dritte Tour auch für diesen Tag geplant war von 16-22 Uhr.

Es ging erst einmal auf 4200m hoch. Mittlerweile ein Klacks sowohl für Artur wie auch für Tatjana. Im Dunkeln waren ca. 10 Fahrzeuge unterwegs, auf einer Straße, ihr macht euch kein Bild! Es gab 2 Möglichkeiten, langsam DURCH die Schlaglöcher durch oder schnell über die Schlaglöcher hinweg… Ihr könnt euch vorstellen, was der Fahrer gewählt hat! Auf einer Straße in der in Deutschland max. 20km/h erlaubt wären, bretterte der Fahrer im Scheinwerferlicht und bei absoluter Dunkelheit mit 90 – 100km/h über die Schotterpiste. Mit ruckartigen links-/rechts-Bewegungen versuchte er den großen Löchern auszuweichen. Nach ca. 60 Minuten waren wir dann bei den Geysiren angekommen.

Das Geysierfeld gehört zum Vulkan El Tatio. Mehr als 80 von den über 110 eruptierenden Quellen wurden als echte Geysire identifiziert. Über 30 sind andauernd aktiv und die anderen wechseln durch, soviel uns der Tourguide darüber erzählt hat. Dieses Geisierfeld ist das drittgrößte der Welt und das größte der Südhalbkugel. Nur im Yellowstone-Nationalpark (USA) und Dolina Geiserow (Russland) sind noch größere Geysierfelder zu finden. Apropos… Dadurch, dass das Wasser hier auf über 4200m Höhe kocht, hat es „nur“ eine Siedetemperatur von ca. 86°C. Also eine fast angenehme Badetemperatur für Artur. 😉 Vor Jahren hat Chile mal versucht die Geothermie an dieser Stelle zu nutzen. Das Projekt ist leider gescheitert. Übrig geblieben ist ein kleines umzäuntes Häuschen, welches bis heute in Sichtweite der Besucherwege steht.

Playlist

3 Videos

Auf dem Rückweg ging es dann an einem Flamingo-See vorbei. Zwischendurch gab es auch bereits einige Flamingos zu sehen, aber an diesem See haben sich sehr viele Flamingos getummelt und waren am Schlafen, am Putzen oder auf Nahrungssuche. Hier an diesem See sind 3 Flamingo-Arten. Der James-Flamingo, der Zwergflamingo und der Rosaflamingo. Da Artur diese Information leider erst NACH dem Fotostopp bekommen hat, sind leider nicht alle Flamingo-Arten auf den Bildern.

Anschließend ging es dann wieder zurück nach San Pedro vorbei an riesigen Flächen mit Lamas, Alpaccas und Vikunjas sowie an einem von vielen aktiven Vulkanen, der sogar Rauch produziert hat.

Nachmittags ging es dann zusammen mit Tatjana auf die dritte Tour…

Tour 3 – Valle de la Luna und Sonnenuntergang

Der Name „Valle de la Luna“, also Tal des Mondes, ist hier Programm! Wir sind vom Plateau zwischen zwei Bergen hindurch gefahren und die Landschaft änderte sich schlagartig. Es sah wirklich aus, als ob wir plötzlich auf dem Mond oder auf dem Mars wären. Wie wir von unserem Tourguide erfahren haben, wurde dieses Tal sogar von der NASA verwendet, um den Mars-Rover Curiosity zu testen. Die Spaziergänge durch den Sand und über die Dünen waren alles andere als einfach, aber die Aussicht war beeindruckend.

Auch haben wir an einer alten oberirdischen Salzmine angehalten und sollten für ein paar Minuten ganz still sein um das Salz knacken zu hören… Denn dadurch, dass hier die Sonne auf das Salz scheint und dieses erwärmt und es danach wieder abkühlt, ist es so wie auch bei Gletschern, dass sich Spannungen bilden, die sich dann irgendwann abbauen und große Risse entstehen. Und das konnten wir sogar hören, ohne mit den Ohren am Felsen zu sein.

Zum Abschluss der Tour ging es auf eine Erhebung, um den Sonnenuntergang über der Atacama Wüste zu sehen. Hier die Bilder… Wir denken, diese sprechen mehr als 1000 Worte 😊

Was wir leider nicht geschafft haben zu sehen: Den Sternenhimmel o <- Hier soll ein ganz ganz ganz trauriger Smiley stehen. So traurig wie ihr euch dieses vorstellen könnt ☹ An allen drei Nächsten war es bewölkt… Das ist der Nachteil, wenn man zur Regenzeit in die Atacama Wüste fährt… Aber, der Beweis, dass hier wirklich Sterne zu sehen sind, ist definitiv durch die Wissenschaft gegeben 😊 Es gibt hier unzählige Teleskope in der Wüste. Hier die Liste nach Größe sortiert, vom GRÖßTEN zum Kleinsten:

  • European Extreme Large Telescope (d=39,3m Hauptspiegel (d = Durchmesser))
  • The Giant Magellan Telescope (d=24,5m)
  • Very Large Telescope (d=8,2m)
  • Gemini Observatory Telescopes (d=8,1m)

 

Und nicht zu vergessen: Das ALMA Obervatory, dessen Basecamp ganz in der Nähe von San Pedro de Atacama ist 😊 ALMA bedeutet dabei Atacama Large Millimeter Array, welches sich auf 5000m Höhe befindet und aus 66 Radio-Teleskopen besteht. Das bedeutet es werden nicht Photonen, sprich Lichtwellen/-teilchen aufgefangen wie bei einem normalen Teleskop, so wie wir das alle kennen, sondern Radiowellen in einem Wellenlängenbereich 3,6nm bis 0,32mm (31Hz bis 1000 GHz). Bilder können wir euch dazu nicht liefern, da nach Corona die Besichtigungen noch nicht wieder angefangen haben. Aber das Basecamp haben wir von Weitem fotografiert…

Wie vorhin angekündigt, auch hier in der Wüste sind uns einige Dinge übel aufgestoßen. Ihr kennt uns mittlerweile und unsere Berichte und auch jetzt teilen wir diese Dinge mit euch… Auch wenn sie nicht so schön sind, ist es trotzdem sehr wichtig diese zu wissen, finden wir.

 

Obst und Gemüse

Schon mal auf das Etikett bei Heidelbeeren oder Himbeeren im Supermarkt geschaut oder auf den Plastiksticker auf den schönen roten Äpfeln? Oder Avocados und Weintrauben? Mit 90%iger Sicherheit findet ihr dort „Hergestellt in Chile“. Auch wir können unsere Hände nicht in Unschuld waschen, denn im Supermarkt gibt es das ganze Jahr über diese leckeren Beeren und Äpfel. Teilweise 500g für 1,99€ oder so, aber woher kommen die eigentlich genau? Chile ist riesig und streckt sich über mehrere Klimazonen. Als wir mit dem Bus aus Santiago de Chile gefahren sind in Richtung der Atacama Wüste, änderte sich sehr schnell die Landschaft von saftig grün in Wüstensand und Stein… erstaunlich war es jedoch zu sehen, dass trotzdem riesige Felder grün waren. Überwall wo eigentlich ein Flusslauf gewesen wäre, waren Felder und Gewächshäuser in denen Obst und Gemüse angebaut wurde. Teilweise stand sogar ein Schild an der Straße mit „Fruta de exportación“, was so viel bedeutet wie „Früchte zum Export“. In den Geschäften haben wir die bekannten Plastikverpackungen von Heidelbeeren und Himbeeren wiedergefunden, teilweise stand dort da auf Deutsch oder Englisch, für welches Land die Verpackung eigentlich bestimmt war… Bei genauerem hinschauen haben wir dann aber festgestellt, dass die Beeren im inneren eben nur 2te oder 3te Wahl waren und nicht wie aufgedruckt 1. Wahl.

Wie wir bei Gesprächen mit Einheimischen mitbekommen haben, werden die Flüsse systematisch verwendet, um die Plantagen zu bewässern und für die Einheimischen selbst bleibt oft nichts mehr übrig oder nur noch verunreinigtes Wasser, welches sich nicht mehr zum Trinken eignet. Uns hat das sehr zu denken gegeben und wir werden uns für die Zukunft einen Saisonkalender besorgen und schauen, dass wir so viel es geht auf Saisonales Obst und Gemüse aus Deutschland und Europa setzen. Ja, uns schmecken Beeren im Winter auch, aber wenn Obst und Gemüse aus der WÜSTE kommt, sind die Kosten für die anderen einfach zu hoch, finden wir.

Kupfer, Lithium und andere Rohstoffe

Hast du schon mal im Sandkasten allen Sand umgegraben, um irgendetwas Wertvolles zu finden? Ja? Super, Du bist eingestellt! Auf unseren Busfahrten haben wir so viele künstlich aufgeschüttete kleine und riesengroße Sand- und Steinhaufen gesehen, ihr macht euch kein Bild! Überall wurde gebaggert und gesiebt, um entweder für Konstruktionen an Steine und Kies zu kommen oder um Indizien zu finden für Rohstoffvorkommen. Aktuell am wertvollsten: Lithium. In jedem Handy, in jedem Elektroauto, in fast jeder Elektronik mit Akku steckt ein Lithium-Polymer-Akku, kurz LI-Po-Akku. Und da keiner weiß, wie lange der Hype nach Lithium andauert und die Verkaufspreise lohnen, muss schnell gehandelt werden, also wird überall gebuddelt, gebaggert und gesucht. Und wenn etwas gefunden wird… Dann gibt es kein Halten mehr! Nicht einmal Touristenattraktionen und Naturschutzgebiete, so wie wir erfahren haben sind dann sicher. So wurde ein beliebtes Fotomotiv und Naturparadies (eine besondere Lagune) in der Atacama Wüste für den Lithium-Abbau geschlossen und zerstört. Das ist nur ein Beispiel von vielen. Wir haben Berge von Abraum gesehen, die waren mehrere 100m hoch. Selbst die ultragroßen LKWs, welche in diesen Mienen die Steine befördern, sahen winzig klein auf ihnen aus. Wegen 100 Jahren Rohstoffabbau, sprich für 2 oder 3 Generationen, wird hier die Landschaft für mehrere 1000 Generationen unwiederbringlich zerstört. Chile hat sich beispielsweise zum Ziel gesetzt, in den nächsten 20 Jahren alle Lithium Vorkommen in der Atacama Wüste abzubauen. Auch wenn es eine Wüste ist, ja, aber auch diese Landschaft hat seinen Charme! Uns hat dies jedenfalls sehr zu denken gegeben und uns noch weiter darin bestätigt so lange es geht auf unsere technischen Geräte zu setzen und diese nicht jedes Jahr durch das neuste Modell zu tauschen, wie es einige Menschen machen.

Um euch ein paar Eindrücke zu vermitteln. Auf unserer Busfahrt von Calama nach Iquique sind wir an der größten Tagebaumine für Kupfer in Calama vorbeigefahren. Gerne hätten wir die Mine besucht, was aber leider zum aktuellen Zeitpunkt nicht möglich war. 

Außerdem haben wir riesige Wasserbecken für die Lithium und Salpeter Gewinnung gesehen. Die Atacama Wüste weist die mitunter größten Lithiumvorkommen der Welt auf. Einerseits werden diese Rohstoffe für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft benötigt und andererseits hat dies konkrete negative Auswirkungen auf die Umwelt vor Ort. Gleichzeitig gibt es immer wieder Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen durch die Gewinnung. Es werden riesige Mengen von Süßwasser für die Gewinnung genötigt, was natürlich in einer Wüste knappes Gut ist. Dies hat direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität der hier lebenden Bevölkerung. Es ist eine spannende und sehr wichtige Frage, wie die Gewinnung möglichst umweltschonend und unter Einhaltung der Menschenrechte erfolgen kann. Deshalb gibt es Multi-Stakeholder Dialog Formate, an denen unter anderem die deutsche Automobilindustrie beteiligt ist. Das Ziel dessen ist es, gemeinsame Lösungen für die Menschen und die Umwelt zu entwickeln. Zu diesem spannenden Thema durfte sich Tatjana mit Daniel Baumer in einem virtuellen Meeting austauschen, der als Spezialist für Wirtschaft & Menschenrechte bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) den Branchendialog der Automobilbranche zum verantwortungsvollen Lithiumabbau geleitet und moderiert hat. Ein großes Danke nochmal an dich, Daniel, für den interessanten Einblick in dieses Themengebiet und deine wichtige Arbeit.

Wenn ihr das Thema auch so spannend findet, findet ihr hier einen weiterführenden Link:

https://www.csr-in-deutschland.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Dateien/lithium-handlungsempfehlungen-fuer-verantwortungsvoller-abbau.pdf?__blob=publicationFile

Iquique

Weiter ging es für uns nach Iquique. Wir haben über den Ort schon am Anfang dieses Beitrages über die Klamottenberge berichtet. Iquique ist eine beliebte Küstenstadt mit sehr großen Stränden vor Wüstenkulisse und riesigen Bergen im Hintergrund. Die Stadt erlangt einst ihren Wohlstand durch die Salpetervorkommen in der angrenzenden Wüste.

Unsere Urgroßeltern werden sich vielleicht noch an die Werbung für die Düngerpackungen aus Chile erinnern (siehe Bilder). Heute wird zwar auch noch Salpeter abgebaut, aber nur noch im kleineren Maße. Es gibt international große Konkurrenz. Außerdem brach der Absatzmarkt zu Beginn der 20er Jahre stark ein. Der Grund dafür war die Erfindung der Ammoniak – Synthese durch Fritz Haber und Carl Bosch in Deutschland. Schließlich war der Wirtschaftsstandort so unattraktiv, dass das Salpeterwerk Humberstone 1961 geschlossen wurde. Seitdem ist es eine Geisterstadt, die wir besucht haben. Es war sehr bewegend zu sehen, dass die Menschen teilweise alle ihre Sachen zurückgelassen haben. So gibt es dort zum Beispiel eine Arztpraxis, in der Arzt die Medikamente zurückgelassen hat. Wir sind mehrere Stunden durch die verlassenen Gebäude und Fabrikhallen geschlendert und haben dem Wüstenwind durch die maroden Dächer gelauscht. Hier ein kleiner Eindruck für Euch:

Arica

Unser letzter Stopp in Chile war die Grenzstadt Arica. Auf dem Weg dorthin mit dem Bus haben wir wieder sehr viele Plantagen in der Wüste gesehen. Und kurz vor dem Ortseingang ist ein ultra großes Coca Cola Logo aus Flaschen an einem Berg angebracht. In der Stadt selbst ist auch ein überdimensionaler Coca Cola Fußball in der Nähe des Busbahnhofs. Wie wir erfahren haben, ist Coca Cola ein großer Arbeitgeber in dem Ort.

Auf der Suche nach gesunden Lebensmitteln haben wir im Supermarkt die Bioabteilung durchstöbert. Hierbei mussten wir feststellen, dass ein Großteil der Bioprodukte aus Deutschland hierin importiert wird; insbesondere Fruchtsäfte. Sehr seltsam finden wir, wo in Chile doch die Agrarwirtschaft ein wesentlicher wirtschaftlicher Eckpfeiler ist, dass diese Lebensmittel aus Deutschland kommen. In deutschen Supermärkten wiederrum finden wir sehr viel Obst und Gemüse aus Chile. Warum nicht gleich lokal in Bio anbauen, wenn doch hier ein Markt besteht?

Das war unser vorletzter Stopp auf dem südamerikanischen Kontinent…Das Wort Amerika kommt übrigens von dem Kartographen Amerigo Vespucci. Als kleiner Funfact nebenbei, falls jemand von euch mal bei Wer wird Millionär auf dem Kandidatenstuhl sitzen wird 😉

Somit geht es für uns zurück für 3 Wochen Entspannung und Reflexion nach Peru, in und um Cusco, weil es uns dort so gefallen hat. Wir melden uns auf jeden Fall wieder, mit einem aller letzten Artikel. Ihr könnt euch ja schon mal überlegen, was ihr mit der ganzen Freizeit machen werdet, die ihr dann habt, wenn ihr nicht mehr 6-8 Seiten an Text lesen und mehr als 200 Bilder bestaunen könnt…. Nur bevor jetzt die große Speicherpanik losbricht… Diese Webseite bleibt auf jeden Fall noch aktiv und für euch und uns zum Nachlesen da 😊

An dieser Stelle nochmal einen ganz herzlichen Dank für euer Feedback und dass ihr unserer Reise mit euren Kommentaren und WhatsApp Nachrichten so versüßt 😊 Wir freuen uns über jeden einzelnen Kommentar und alle Nachrichten von euch. Es ist toll, dass es euch gibt!

Eine Antwort

  1. Liebe Tatjana und lieber Artur,
    wieder sind Wilfried und ich sehr fasziniert von Eurem Reisebericht, bereichert von so vielen Bildern.
    Der Blog ist sehr informativ geschrieben.
    Es ist wichtig die Augen immer offen zu halten für das schöne und das nicht schöne, um zu erkennen wie wir leben möchten auf unsere Erde.
    Liebe Grüße Mama und Wilfried

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